Die Herkunft der Familie Haarstick
Es steht urkundlich fest, dass die Familien Haarstick 300 Jahre in der Stadt Elze bei Hannover ansässig waren. Generationen lebten dort nachweisbar in ununterbrochener Folge. Die kleine Stadt Elze war in den Jahrhunderten nach der Reformation ständigen Unruhen und vielfach wechselnden Regierungen preisgegeben. Sie wurde von schweren Feuersbrünsten heimgesucht, man nannte sie „die Stadt der Brände“.
Als der erste bekannte Haarstick (Heinrich Haarstick ca. 1600 bis 1670) dort lebte, regierte der Herzog Friedrich Ulrich aus der Linie Brandenburg-Lüneburg. Die Haarsticks waren mehrfach Kämmerer, Ratsherren und Bürgermeister der Stadt Elze. Bürgermeister Johann Friedrich Haarstick (1718 bis 1795) fertigte 1736 eine Zeichnung der Stadt an. Noch heute gibt es in Elze eine Friedrich- Haarstick-Straße.
Ausschnitt aus der Zeichnung der Stadt Elze mit dem Text:
“Mit fleis gezeichnet von Joh. Fried. Haarstick im Jahr 1736. Mensis Januarii.”
Johann Friedrich Haarstick im Alter von 51 Jahren.
Porträt von F.H. Plettenberg
Die Geschichte der Familie Haarstick in Bremen
begann mit Friedrich August Haarstick (geb. 1814 in Elze, gest. 1876 in Bremen). Er war verheiratet mit Augustine geb. Bruns, zusammen hatten sie 5 Kinder: Fritz, Philipp, Louise, Wilhelm und Emma.
Der Medicinalchemiker war Essig- und Ölfabrikant in der Westerstraße Nr. 84 in der Bremer Neustadt und leistete seinen Bürgereid am 29. Februar 1848. Mit Hilfe des Bremer Senats begründete er 1872 die erste deutsche chemische Untersuchungsanstalt “behufs Untersuchung des Trinkwassers und der zum Verkauf gebrachten Lebensmittel”.
Das Amt hieß nach seinem Begründer “Laboratorium Haarstick”. Am 1. Januar 1873 wurde er von Senator Löning zum 1. Bremer Staatschemiker ernannt und vereidigt.
WESER-KURIER vom 30.7.1972
Die Geschichte der Goldschmiede Haarstick
beginnt mit Philipp Haarstick (geb. 1844 in Remstädt bei Gotha, gest. 1905 in Bremen), einem der Söhne von Friedrich August Haarstick. Er war verheiratet mit Anna geb. Jung. Sie hatten zusammen 7 Kinder: Philipp, Karl, Johanne, Wilhelm, August, Eleonore und Bertha.
Bevor er eine Lehre als Gürtler begann, schickte sein Vater den sechzehnjährigen Philipp mit der Dreimast-Bark “Thusnelda” nach Ostasien. Nicht etwa weil der Junge Seemann werden wollte, vielmehr meinte der Vater, dass Philipp sich einmal den Wind um die Nase wehen lassen und fremde Länder und Leute kennenlernen sollte. Und so geschah es denn auch.
Die erste Seite des Tagebuchs
(Das Original des Tagebuches liegt im Bremer Staatsarchiv)
“Seereise von Bremen nach Singapore und Batavia und wieder zurück”
Anm.: Batavia ist das heutige Jakarta.
Lesen Sie das komplette Tagebuch (PDF 2 MB) von Philipp Haarstick, Bremen
Nachdem er die dreizehnmonatige Seereise hinter sich gebracht hatte begann er seine Ausbildung zum Gürtler. Nach dem Ende der Lehrzeit und einigen Gesellenjahren legte er die Meisterprüfung ab und gründete im Jahre 1874 die “Galvanische Anstalt Phil. Haarstick”.
In den ersten Jahren seiner Selbständigkeit wechselte er oft seine Geschäftsadresse. U.a. mietete er in der Knochenhauerstraße, in der Wolkenstraße und Am Geeren Räume für seine Werkstatt an. Endlich gelang es ihm im Jahre 1889 ein Haus “Auf den Häfen 37” (rechts a.d. Foto) käuflich zu erwerben.
Dieses Haus wurde für die nächsten 70 Jahre der Mittelpunkt für die Familie Philipp Haarstick und die Familien seiner Nachfolger.
Geschäftspapier und Visitenkarte von Philipp Haarstick
“Auf den Häfen 37” Aufnahme um 1910
Philipps Sohn August Haarstick (geb. 1882) machte eine Lehre zum Gold- u. Silberschmied und legte im Jahre 1911 seine Meisterprüfung ab. Nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1905 übernahm er das Geschäft und führte es als Silberschmiede weiter. Er heiratete Frieda geb. Dries und sie bekamen im Jahre 1913 ihren Sohn Herbert.
August Haarstick war überzeugter Kriegsgegner und lernte in einer pazifistischen Vereinigung den Worpsweder Jugendstilkünstler Heinrich Vogeler kennen, mit dem ihn eine jahrelange Freundschaft verband (siehe Postkarte). August Haarstick war Mitglied im Deutschen Werkbund und nahm an vielen Ausstellungen im In-und Ausland teil, z.B. 1930 in Rio de Janeiro (siehe Zeitungsausschnitt).
Arbeiten von ihm befinden sich unter anderem im Bremer Focke-Museum, focke-museum.de und im Bröhan-Museum in Berlin, broehan-museum.de. Eine große Leidenschaft von ihm war das Theater. Ein Zimmer des kleinen Hauses Nr. 37 war immer an Schauspieler des Bremer Goethetheaters vermietet. Mit dem späteren Regisseur Ludwig Cremer verband ihn eine lebenslange Freundschaft.
Briefpapier und Visitenkarten von August Haarstick
Zeitungsausschnitt der “Deutsche Zeitung” in Rio de Janeiro vom 11. Dezember 1930 …..besonders erfreulich ist es zu sehen, dass auch deutsche Silberschmiedekunst vertreten ist. Der Berliner Wilm zeigt ganz hervorragende Schöpfungen. Ihm schliessen sich der Bremer Haarstick, der Münchner Franz Rieckert und Frau Emmy Roth aus Charlottenburg, alle schon durch die früheren Werkbundausstellungen hier bestens eingeführt, gleichwertig an.
Postkarte von Heinrich Vogeler an August Haarstick:
Lieber August Haarstick!
Bei Dir hat Fidi die Bilder Ceylon und das Bild mit dem Stern abgestellt. Meine Familie hatte sich ja auf einen Einspruch festgelegt. Ich habe nun meine Steuern von 8600 M. zu zahlen. Da meine Familie diese Summe (die auf dem abgegebenen Besitz in erster Linie lastet) nicht zahlen will, fallen mir die Bilder wieder zu.? Habt ihr Gelegenheit die Bilder zu verkaufen? Ich muss dass jetzt schnell erledigen da die Steuerbehörde mich zwingt. Kann einer von euch die Dinge nicht losschlagen mit einem Gewinn für eure Seite? Ich komme in ca. 8 Tagen um das Ceylonbild zu flicken.
Mit bestem Gruss
Heinrich Vogeler
August Haarstick beim Fassen eines Edelsteines. Gemälde von Fritz Uphoff, Worpswede 1934 (im Besitz des Bremer Focke-Museums, focke-museum.de)
Eine Fliegerbombe legt am 30. August 1944 die gesamte nähere Umgebung in Schutt und Asche.
Herbert Haarstick in der Werkstatt. Gemälde von Lore Uphoff, Worpswede 1934 (im Familienbesitz).
Herbert Haarstick wurde 1913 geboren und erlernte den Beruf des Gold- u. Silberschmiedes in der Werkstatt seines Vaters. Nach der Lehrzeit ging er auf die Kunstgewerbeschule in Schwäbisch Gmünd und kam nach seiner Meisterprüfung wieder nach Bremen in die heimatliche Werkstatt zurück. In den Kriegsjahren hatte er als Flakhelfer das Glück, nur im Raum Bremen eingesetzt zu werden.
Der Kriegsdienst ließ das Arbeiten im erlernten Beruf nur zeitweise zu, auch wurde Haus und Werkstatt durch einen Bombentreffer am 14. September 1942 teilweise und am 30. August 1944 durch einen Volltreffer fast völlig zerstört. Im gleichen Jahr heiratete er seine Frau Jutta geb. Schmidt. Sie bekamen drei Kinder, Annett 1946, Michael 1950 und Peter 1952. Nach dem Ende des Krieges wurde das Haus in zweijähriger Arbeit mit Hilfe eines Maurermeisters wieder aufgebaut.
Noch unverputzter Neubau 1947.
Einladungskarte zur Wiedereröffnung im Januar 1948.
Auf den Häfen Nr. 37 (Mitte der fünfziger Jahre), im Hintergrund links die Häuser der damaligen Wilhelmstraße, rechts die der Meinkenstraße (heute Eduard-Grunow-Straße). Weitreichende Verkehrs-Neuplanungen machten einen Umzug in die Kohlhökerstraße erforderlich. Am alten Standort entstand der heutige Rembertiring.
Herbert Haarstick (ca. 1968)
Kohlhökerstraße Nr. 24
Standort der Goldschmiede Haarstick von 1962 bis 1982. Dann folgte ein Umzug auf die gegenüber liegende Straßenseite. Im Jahre 1983 starb Herbert Haarstick im Alter von 70 Jahren. Sein Sohn Peter der 1969 seine Goldschmiedelehre bei einem befreundeten Kollegen begonnen hatte und schon seit fünf Jahren mit seinem Vater gemeinsam die Geschäfte führte, übernahm die Goldschmiede und legte die Meisterprüfung ab.
Peter Haarstick, Goldschmiedemeister
Im Jahre 1991 konnte die Familie Haarstick nach längerer Suche ein Grundstück im Fedelhören erwerben. Zusammen mit einem befreundeten Architekten wurde geplant und anschließend gebaut, so dass im Mai 1992 das neue Haus bezogen werden konnte. Endlich befand sich die Goldschmiede wieder in einer belebten Geschäftsstraße. Der Fedelhören ist eine der beliebtesten Einkaufsstraßen Bremens.
Vom Dom geht man über den Domshof, durch die Bischofsnadel, passiert die grünen Wallanlagen und findet sich schon nach weniger als 500 Metern direkt im Fedelhören wieder. Hier kombiniert sich das exquisite Bremer Flair mit dem exklusiven Angebot einer reinen Fachhandelsstraße.
Hier wird seit Generationen ein besonderes Profil an Dienstleistungen, feiner Gastronomie, Handel und Kunsthandwerk geboten.
Die Straße und ihre charakteristischen Häuser bilden einen passenden Rahmen für die zahlreichen Fachgeschäfte, deren Kostbarkeiten und Fundstücke die Schaufenster zu wahren Schatztruhen machen. Überhaupt kommt der Schaufensterbummel im Fedelhören zu neuen Ehren, denn die feine Mischung aus Kunst, Handwerk und Handel bietet viele Möglichkeiten zum Gucken, Entdecken und Staunen.
Gemütlich können sich Besucher vom einem Ende zum anderen treiben lassen und dabei feststellen, dass hier jedes Geschäft die individuelle Handschrift seiner Inhaber trägt. Die verspricht nicht nur ein exklusives Sortiment und qualifizierte Beratung, sondern macht den Fedelhören zur ersten Adresse von Individualisten für Individualisten. Hochwertige Mode, einzigartige Schmuckobjekte, ausgesuchte Antiquitäten, mehrere Galerien, Besonderes für Haus und Garten, kulinarische Leckerbissen, die Palette der Anregungen ist unendlich.
Der Fedelhören ist eben eine moderne Einkaufsstraße mit einem ganz eigenen Ambiente. Hier findet man alles, nur nichts Alltägliches.
Goldschmiede Haarstick im Fedelhören Nr. 97
Der Fedelhören
Die Fachhandelstraße mit dem besonderen Angebot.